Stellungnahme des Vereins zum AUS der Tagesklinik in Aichach

 Vor wenigen Tagen hat der Verwaltungsausschuss der Bezirkskliniken seine Beschlusslage „über Nacht“ über den Haufen geworfen und den Bau einer Psychiatrischen Tagesklinik in Aichach gestoppt.

Insbesondere das Bemühen unseres Vereins seit seiner Gründung hat dazu geführt, dass im Januar 2020 eine Institutsambulanz in Aichach eröffnen konnte. Eine große Lücke in der dezentralen sozialpsychiatrischen Versorgung des Landkreises konnte geschlossen werden. Die bisherigen Fallzahlen belegen überdeutlich den vorhandenen Bedarf. Bereits bei der seinerzeitigen Inbetriebnahme wurde von allen (!) beteiligten Stellen Zuversicht verbreitet und die dringend notwendige Tagesklinik konkret in Aussicht gestellt. Sowohl der Bezirk Schwaben und dessen Präsident Martin Sailer als auch der ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses Augsburg und auch der Landkreis Aichach-Friedberg sicherten die Realisierung bis 2025/2026 zu. Alle erforderlichen Schritte wie die Aufnahme in den Krankenhausbedarfsplan und die Finanzierung erfolgten – die Planung war weitestgehend abgeschlossen und der Bau hätte in diesen Tagen beginnen können.

Sozusagen im allerletzten Moment kam dann das NEIN aus Augsburg. Wir von 

kennen und verstehen und die gesamte Fachbasis des Landkreises sowie die Betroffenen sind über dieses Verhalten nachgerade entsetzt und auch wütend.

So sollte, so darf man in einer Demokratie nicht miteinander umgehen. Das Argument der enormen Baukostensteigerung ist ernst zu nehmen – allein es ist nicht das einzige aktuelle öffentliche Bauvorhaben (Bahnhof in Augsburg, Staatstheater, Erweiterung des Aichacher Landratsamtes) das den ursprünglichen Kostenrahmen überschreitet. Wir hätten uns gewünscht, dass diese Ent-wicklung mit allen Beteiligten besprochen wird und man gemeinsam nach Lösungen sucht.

Ein BASTA von der Verwaltungsspitze ist zu wenig. Und der Hinweis, dafür die zentralen Kapazitäten am Bezirkskrankenhaus in Augsburg aufstocken zu wollen, erscheint uns als ein nicht tauglicher Versuch der Ablenkung von dieser unsäglichen Entscheidung. Nicht zuletzt widerspricht dies allen (!!!) fachlichen Aussagen zur Bedeutung dezentraler psychosozialer Hilfsstrukturen. Da ist in den letzten Jahren so viel Gutes geschehen (Tagesstätten, Psychosoziale Dienste, Krisendienst) – das gilt es zu sichern und weiter auszubauen und nicht mit „Vollgas ins letzte Jahrhundert“ zurückzukehren und die großen 

zentralen Einheiten zu stärken. Man denke nur an die breite Diskussion der Fachbasis und die Erstellung der schwäbischen Psychiatrie-Enquete, ein Meilenstein in der Diskussion. Gelten die dort gefundenen und festgelegten Prämissen nicht mehr?

Liebe Mitglieder, liebe Freunde unserer Arbeit. Es gibt viele Fragen und leider keine Antworten – nur ein NEIN ist uns zu wenig. Wir werden (anders als die Entscheider) das Gespräch suchen und im Namen der Betroffen um Lösungen ringen. Unterstützen Sie uns weiter. Wir werden Sie über den weiteren Weg 

zeitnah informieren.

Ingrid Haidle

Vorsitzende

Der gemeinnützige Verein kennen und verstehen e.V.  will mittels Informationen z.B. auf Veranstaltungen das Bewusstsein für die Anliegen von psychisch Kranken in der Bevölkerung wecken.

Darüber hinaus wollen wir dazu beitragen den Zugang zu professioneller Versorgung zu erleichtern und zu verbessern. Dabei setzt sich der Verein seit über 20 Jahren für die Errichtung einer Tagesklinik und einer psychiatrischen Institutsambulanz im Landkreis Aichach-Friedberg ein:  Seit dem 7. Januar 2020

ist nun die Institutsambulanz in Aichach im alten Krankenhaus im Betrieb.

Die beiden Tagesstätten im Landkreis in Mering und Aichach sind beliebte sozialpsychiatrische Kontakt- und Begegnungsstätten mit zahlreichen Angeboten zur Tagesstrukturierung.  Deren Leiterinnen Frau Straub (Aichach) und Frau Gebele (Mering) unterstützen als Fachbeirätinnen den Vorstand von kennen und verstehen e.V. ebenso wie die Fachbeirätinnen Frau Manlik-Thierauf (Betreuungsstelle des Landratsamtes), Frau Graf (Sozialpsychiatrischer Dienst Aichach) und Frau Budna-Lamla (Suchtberatung für den Landkreis). Frau Budna-Lamla hat in folgendem Artikel, der am 11.2.2023 in der Augsburger Allgemeinen erschienen ist, auf den problematischen Umgang von Frauen mit Alkohol hingewiesen, der sie immer häufiger krank und süchtig macht.